Bei was können Systemische Aufstellungen hilfreich sein?
Wann können Familienaufstellungen helfen. Wann sollten sie nicht eingesetzt werden und welche Faktoren sprechen für eine Systemische Aufstellung.
Familienaufstellungen werden auch Familienstellen, Systemische Aufstellungen, Systemaufstellungen, Systemstellen, Systemische Familienaufstellungen,... genannt. Es haben sich viele verschiedene Formate entwickelt, die sich alle voneinander in verschiedenen Ausprägungen unterscheiden. Bekannte Strömungen sind zum Beispiel die transgenerationalen Aufstellungen, Systemische Strukturaufstellungen oder die Systemische Selbstintegration. In meinen Coachings nutze ich je nach Problem den passenderen Ansatz. In diesem Artikel gehe ich nicht auf die Unterschiede ein. Wenn Sie zu meiner Arbeitsweise mit Familienaufstellungen mehr erfahren wollen lesen Sie gerne hier nach.
Grundsätzlich können Systemische Aufstellungen der Einzelperson in der Beziehung zu sich SELBST, Paarbeziehung, Freundschaft, Familie, bei der Problembewältigung und der Verbesserung von Beziehungsqualitäten hilfreich und für die persönliche Weiterentwicklung unterstützend sein.
Die Aufzählung gilt meinen Erfahrungen, der meiner Klient*innen und Kolleg*innen.
Familienaufstellungen helfen
Aufstellungen sind hilfreich bei familiären Problemen
- Klärung von familiären und systemischen Beziehungsmustern.
- Förderung von Vergebung und Versöhnung innerhalb von Beziehungen und Familien.
- Erkennen und Bearbeiten von Verstrickungen mit Vorfahren und Ahnen.
- Klärung von Verbindungen und Beziehungen zu Personen außerhalb des direkten familiären Systems.
- Klärung von Loyalitätskonflikten und -themen.
Aufstellungen sind hilfreich bei Beziehungsproblemen
Bei meinen Klienten stoße ich häufig auf ein wiederkehrendes Problem: Sie befinden sich in einem zentralen Dilemma, bei dem sie in der Nähe einer anderen Person ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse nicht wahrnehmen können und sich stattdessen an die Bedürfnisse des anderen anpassen. Um sich selbst wieder spüren zu können, müssen sie sich von der Interaktion mit der anderen Person lösen, manchmal sogar abrupt. Dadurch gelangen sie zu einem besseren Selbstgefühl, aber gleichzeitig fühlen sie sich allein und vermissen die Nähe. Dies führt sie wieder zurück in die übermäßige Anpassung. Es entsteht ein Teufelskreis der mit einer Systemischen Aufstellung durchbrochen werden kann.[1]
- Unterstützung bei der Lösung von Konflikten und Spannungen in Beziehungen.
- "Gesunde" Nähe spüren.
- Unterstützung bei der Entwicklung gesunder und funktionaler Beziehungen.
- Klärung von Beziehungsdynamiken und -mustern in Partnerschaften.
- Analyse von "Bett"-Problemen.
- Unterstützung bei einem unerfüllten Beziehungswunsch.
Aufstellungen helfen In der Beziehung zu sich SELBST
Selbstfindung, Selbstverwirklichung, Selbstwert, Selbstliebe und glücklicher zu werden - Glücklichkeit
- Erkennen und Bearbeiten von ungelösten Traumata und Verletzungen.
- Auflösung von Blockaden und Hindernissen in verschiedenen Lebensbereichen.
- Identifizierung von Ressourcen und Stärken in einem System.
- Erkennen von übernommenen Glaubenssätzen und Mustern, die das eigene Leben beeinflussen.
- Förderung von Selbstreflexion und persönlichem Wachstum.
- Klärung von Entscheidungen und Richtungswechseln in beruflichen und persönlichen Bereichen.
- Unterstützung bei der Integration von Veränderungen und Übergängen im Leben.
- Erkennen von dysfunktionalen Mustern und deren Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden.
- Klärung von Verbindungen zwischen individuellem Wohlbefinden und dem Zustand des Systems.
- Erkenntnis der zugrunde liegenden Ursachen von persönlichen Problemen und Herausforderungen.
- Klärung von Fragen der Identität und Zugehörigkeit.
Familienaufstellungen helfen in persönlicher Weiterentwicklung
- Bewältigung einer (großen) Entscheidung
- Identifizierung und Aufdeckung von unbewussten und versteckten Dynamiken und Zusammenhängen.
- Verständnis für die systemische Perspektive und den Einfluss des Systems auf individuelles Wohlbefinden.
- Klärung von Rollen und Verantwortlichkeiten in sozialen Systemen.
- Förderung von Verständnis und Empathie für verschiedene Perspektiven.
- Identifizierung und Bearbeitung von systemischen Hindernissen und Blockaden.
- Identifizierung von notwendigen Veränderungen und Handlungsschritten.
- Erkennen von unbewussten Bedürfnissen und Verlangen.
- Förderung von systemischem Bewusstsein und einer ganzheitlichen Perspektive.
- Identifizierung und Bearbeitung von Schuldgefühlen und Scham.
- Verarbeitung von Tod.
- Ursachenfindung von Mobbinggründen
Aufstellungen helfen im Business Kontext und der Personal- und Organisationsentwicklung
Welche Faktoren sprechen für eine Systemische Aufstellung
Zusammengefasst sind Aufstellungen grundätzlich sinnvoll, wenn eine der vier Dimensionen zutreffen:
- Zwischenmenschliches, eigenes oder systemsiches Anliegen
- Komplexität
- Unbewusstheit
- Verschiedene Zeitzusammenhänge
1. Zwischenmenschliches, eigenes oder systemisches Anliegen
Sie haben den Wunsch:
- Ein besseres Verständnis der eigenen Position in einem System zu erlangen.
- Die Verbesserung der Qualität von Beziehungen zu anderen Personen oder innerhalb eines Systems.
- Die Verbesserung der Qualität der Beziehung zu sich selbst und der inneren Anteile.
2. Systemische Komplexität
Ein Anliegen kann sehr komplex sein. Das heisst, dass die Einflüsse, die auf eine bestimmte (innere/äußere) Beziehung einwirken, so zahlreich, vielschichtig und voneinander abhängig sein können, dass der rationale Verstand, der auf zweidimensionale Strukturen fixiert ist und dazu neigt, Dinge zu trennen, keinen Zugang zu möglichen Lösungen oder Verbesserungen findet. Durch die Nutzung von Systemaufstellungen wird diese Komplexität auf eine verständliche Art und Weise dargestellt und ermöglicht ein umfassendes Verständnis auf mehreren Ebenen. Vieldimensionale Erkenntnisse werden geschaffen.
Komplexität in...
- Einzelpersonen: Bei Einzelpersonen können innere Konflikte mit verschiedenen individuellen Aspekten wie Biografie, Glaubenssätzen und Ängsten sowie äußeren Einflüssen wie Abhängigkeit und Treue verbunden sein.
- Paarbeziehungen: In Paarbeziehungen treffen nicht nur zwei komplexe Individuen aufeinander, sondern auch die Kulturen zweier Familien- und möglicherweise sogar Gesellschaftssysteme (reich und arm). Weitere Aspekte wie unterschiedliche gesellschaftliche Schichten, beruflicher Erfolg oder andere Verpflichtungen und Belastungen können ebenfalls eine Rolle spielen.
- Familien: In Familien wirken nicht nur die Aspekte der Paarbeziehung, sondern auch die gleichzeitige Beziehungsqualität mehrerer Familienmitglieder, die Bindungsliebe und die Rollenfunktionalität zusammen.
- Organisationen: In jeder Art von Organisation, sei es gemeinnützig oder gewinnorientiert, interagieren komplexe Individuen auf verschiedenen Ebenen der Aufbau- und Ablauforganisation. Die Anforderungen der Organisation und ihres Umfeldes beeinflussen die Interaktion und Kommunikation. Zudem neigen Menschen im Kontext von Weisungsbefugnis und Weisungsgebundenheit dazu, ihre familiären Erfahrungen auf die Organisation zu projizieren, zum Beispiel indem sie den Chef mit dem Vater verwechseln.
- Zeitlichen Aspekten: Alle genannten offenen Systeme sind auch mit Blick auf die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft komplex. Erfahrungen aus der Vergangenheit, aktuelle Erkenntnisse und zukünftige Pläne und Hoffnungen stellen eine vielschichtige Herausforderung für die Bewältigung des Selbsterhalts und der Weiterentwicklung dar.
3. Unbewusstheit und Unwillkürliche Prozesse
Systemische Aufstellungen sind geeignet für Fragestellungen, bei denen das Unbewusste eine bedeutende Rolle spielt. Sie ermöglichen einen Einblick in die Einflüsse des Unbewussten auf das Geschehen in Beziehungen, die dem Alltagsbewusstsein normalerweise nicht zugänglich sind.
4. Transgenerationalität
Die systemische Aufstellung ist eine der wenigen Methoden, die es ermöglicht, verschiedene Zeiten und mehrere Generationen (sowohl Lebende als auch Verstorbene) gleichzeitig zu betrachten und Verflechtungen zwischen Familienmitgliedern oder transgenerationale traumatische Erfahrungen aufzulösen.
Wann sollte keine Familienaufstellung gemacht werden?
Psychische Erkrankung oder psychische Störung
Wenn Sie in Behandlung mit einer psychischen Krankheit bei einem Psychologen, Psychotherapeuten oder Psychiater sind, muss eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom behandelnden Therapeuten vorgelegt werden und ist nur in Ausnahmefällen möglich.
Keine Aufstellung ohne Auftrag des Betroffenen
Sie können immer nur für eigenene Belange zum Thema eine Aufstellung machen. Z. B. eine Aufstellung mit der Begründung: "Ich möchte wissen, was ich tun muss, damit mein Partner mit Fremdgehen aufhört" müsste umgewandelt werden in "Ich möchte wissen was mein Beitrag am Fremdgehen meines Partners ist und wie ich mich davon lösen kann". Für einen anderen Menschen, kann ohne dessen Auftrag keine Systemaufstellung stattfinden.
Wie hat Ihnen eine Familienaufstellung, Systemische Aufstellung oder Familienstellen geholfen?
Quellen
Stephanie Hartung, W. S. (2020). Lehrbuch der Systemaufstellungen: Grundlagen, Methoden, Anwendung.
Ernst Robert Langlotz (2015). Symbiose in Systemaufstellungen: Mehr Autonomie durch Selbst-Integration
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